Im Rückspiegel: 50 Jahre RS – die rasanten Kölner (I)
Mit dem 15 M RS sowie wenig später 17 M RS und 20 M RS kamen 1968 die ersten Ford mit der Zusatzbezeichnung „Rallye Sport“ (RS) auf den Markt. Die 50-jährige Geschichte der rasanten Familienkutschen aus Köln reicht bis zum Focus RS der dritten Generation, dessen Produktion Anfang 2018 auslief, um Platz für die neue Focus-Generation zu machen.
Ford stellte im März 1968 das sportliche Dreigestirn 15 M RS (Baureihe
P6), 17 M RS und 20 M RS (beide P7) vor. Alle drei Typen waren jeweils
als zweitürige Limousine, viertürige Limousine und als Coupé (15M)
beziehungsweise Hardtop (17M / 20M) lieferbar. Äußere Erkennungszeichen
waren ein Grill mit reduziertem Chrom-Einsatz und
Halogen-Zusatzscheinwerfern, schwarze Horizontal-Effektstreifen an den
Flanken (beim 15 M auch am Heck), ein weiterer Streifen auf der
Motorhaube sowie mattschwarze Zierblenden beim 17 M und 20 M. Die
„14-Zoll-Spezialräder“ mit schlauchlosen Gürtelreifen waren silbergrau
lackiert bzw. beim 20 M sogar verchromt. Es gab verchromte Radmuttern
und Staubkappen sowie schwarz abgesetzte Felgen-Innenfelder.
Das RS-Interieur bestimmten Drehzahlmesser und Tacho in Großformat und
zentraler Anordnung, garniert mit Ampere-Meter und Öldruckanzeige, ein
kurzer Schaltknüppel mit holzgemasertem Knauf und Ledersäckchen um den
Fuß und ein lederbezogenes Lochspeichen-Sportlenkrad (15 M)
beziehungsweise einen Lenkradkranz aus Holzimitat.
Für den versprochenen „Dampf unter Haube“ sorgten drei Triebwerke. Unter
der Haube des 15 M RS steckt der stärkste Vierzylinder von Ford Köln:
eine 1,7-Liter-V4-Maschine mit einer Leistung von 70 PS bei 5000
Umdrehungen in der Minute und einem maximalen Drehmoment von 134
Newtonmetern bei 2400 U/min. Der Motor beschleunigte den Wagen in 14,5
Sekunden von 0 auf 100 km/h und verlieh ihm eine Höchstgeschwindigkeit
von 155 km/h. Die beiden größeren RS-Vertreter waren mit
prestigeträchtigen V6-Motoren ausgerüstet, wobei es die 90 PS starke
Zwei-Liter-Version des 17 M RS auf eine Beschleunigung von 14,2 Sekunden
und 160 km/h Spitzentempo brachte. Beim 2,3-Liter-V6 des 20 M waren es
108 PS, 11,4 Sekunden und 170 km/h. Alle RS-Fahrzeuge wurden in den
Farben Rot oder Silbermetallic lackiert.
1970 gesellten sich der Escort I RS 1600 mit Cosworth-Motor und der
Capri I RS 2600 mit 200 km/h Spitzentempo dazu. Letzteren befeuerte ein
150 PS und 224 Nm starker V6-Motor. Das reichte, um den Standardsprint
in auch heute noch ordentlichen acht Sekunden zu absolvieren. Das
Fahrwerk war direkt vom Renn-Capri abgeleitet, und auf Stoßstangen wurde
verzichtet. Dabei war das schnittige Coupé mit beheizbarer Heckscheibe,
Vollkreis-Ventilation, Kartenleselampe und Bodenteppich durchaus
komfortabel ausgestattet. Es blieb nicht viel, was gegen Aufpreis
hinzubestellt werden konnte: ein Stahlkurbeldach vielleicht,
Magnesiumfelgen, hintere Ausstellfenster oder ein
„Drucktasten-Autoradio“.
Wer sein Vergnügen dann doch lieber auf dem Nürburgring oder auf
ähnlichen Rennstrecken suchte, für den stand ja noch die puristische
Motorsportvariante mit Türen und Kofferraumdeckel aus Kunststoff,
Seitenscheiben aus Plexiglas und schlanken 900 Kilogramm Leergewicht
parat. Bei 150 PS entsprach das einem Leistungsgewicht von sechs Kilo
pro PS.
1973 wurde an der Hubraumschraube gedreht. In jenem Jahr löste in
England der ursprünglich drei Liter große, nachträglich auf 3,1 Liter
aufgebohrte „Essex“-V-Sechszylinder die „Kölsche“ 2,6 Liter große „RS
2600“-Motorvariante ab – und schon war der Capri RS 3100 geboren. 250
Exemplare wurden seinerzeit zur Homologation für den Rennbetrieb in der
Gruppe 2 gebaut, wobei sich die Firma Cosworth des ursprünglich 150 PS
starken Serientriebwerks in bewährter Manier annahm und den Motor mit
einem nochmaligen Hubraum-Wachstum auf 3,4 Liter sowie Vierventiltechnik
und elektronischer Zündung auf deutlich jenseits der 400 PS aufpeppte.
Bei gerade einmal 1000 Kilo „rennfertig“ waren 280 km/h drin.
Eine Ikone der RS-Historie – wenn nicht sogar die RS-Legende schlechthin
– ist der Escort RS 2000 der ersten Generation (Mk1) von 1973. Er
durfte sich mit den Lorbeeren des in der Rallye-Weltmeisterschaft
fahrenden Werks-Escort schmücken. „Sie können mit der 2-Liter-RS-Version
einen Ford Escort kaufen, in dem die Erfahrungen und Erkenntnisse aus
den erfolgreichen Einsätzen vieler internationaler Wettbewerbe stecken“,
tönte es aus der Marketingabteilung. Der Ford Escort RS 2000 vereinte
mit seinen 100 PS und 175 km/h Höchstgeschwindigkeit bei niedrigem
Gewicht souveräne Fahrleistungen, Alltagstauglichkeit,
Servicefreundlichkeit und einen höchst attraktiven Preis.
Wie beim Capri RS 2600 hatten die Ford-Ingenieure das Fahrwerk auf die
Erfordernisse des Straßensports zugeschnitten, die Karosserie tiefer
gelegt, Federn und Dämpfer angepasst sowie die Kotflügel verbreitert.
Schalensitze, Sportlenkrad und Rundinstrumente mit Chrom-Ringen
vermittelten das richtige Gefühl im Zweitürer.
Der zwei Jahre später erschienene Nachfolger mit 110 PS benötigte knapp
neun Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und rannte bis zu 180
Sachen. Für die Verzögerung sorgte die Bremsanlage des deutlich
schwereren 2,3-Liter-Capri, für gute Straßenlage die um zwei Zentimeter
abgesenkte Karosserie. Von seinen konventionellen Brüdern unterschied
sich der Escort II RS 2000 er sich durch eine verlängerte und
abgeschrägte Front mit vier Halogen-Scheinwerfern, integrierter
Stoßstange und integriertem Luftleitblech. Die windkanalgeformte „Nase“
aus Plastikschaum reduzierte den Luftwiderstandsbeiwert um 16 Prozent
und verringerte zusätzlich den Auftrieb an der Vorderachse um 25
Prozent. Auf der Kofferraumkante thronte noch ein flacher Heckspoiler,
der den Auftrieb am Heck um volle 60 Prozent drückte und im
Zusammenspiel mit der ausgeklügelten Frontgestaltung eine ausgewogene
Aerobalance sicherstellte.
Eher eine Fußnote blieb der Escort II RS 1800. Er war im Prinzip ein
reines Motorsportgerät und kam mit nur 109 gebauten Exemplaren
ausschließlich in England auf die Straße. Für Furore sorgte der Escort
II in der Rallyeausführung. Mit Björn Waldegård holte er sich 1979 und
1981 mit Ari Vatanen den Weltmeistertitel.
1980 erschien als Prottyp der Escort III RS 1700 T als potenzielles
Rallye-Sportgerät nach Gruppe-B-Reglement. Doch das Auftauchen des Audi
Quattro am Rallyehorizont war eine Zäsur und machte allen Herstellern
schnell klar, dass in diesem Sport ohne Allradantrieb künftig nicht mehr
viel zu holen sein dürfte. So wurde der RS 1700 T fallen gelassen und
der Weg für den Ford RS 200 geebnet.
Text: ampnet/jri
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