Exklusiv: Historie und Histörchen (46): Diese Energiewende fand nicht statt
Ende der 50er Jahre glaubten die Europäer, aber noch mehr die Nord-Amerikaner, dass die goldene Zukunft ausgebrochen sei. Vor allem in den USA erregten „Traumwagen“ viel Aufsehen. Das Erscheinen des „Le Sabre“ von General Motors mit völlig neuen Design-Details, mit neuer Technik und neuen Komfort-Merkmalen bewegte die Gemüter. Die Atomkraft, die während des Kriegs so Schreckliches in Japan angerichtet hatte, wurde als Energieträger der Zukunft gefeiert. Kein Wunder, dass die Atomkraft auch das Auto antreiben sollte. Hier die drei spektakulärsten Versuche.ampnet – 30. September 2018 Von Hanns-Peter von Thyssen Bornemisza, cen
Ende der 50er Jahre glaubten die Europäer, aber noch mehr die Nord-Amerikaner, dass die goldene Zukunft ausgebrochen sei. Vor allem in den USA erregten „Traumwagen“ viel Aufsehen. Das Erscheinen des „Le Sabre“ von General Motors mit völlig neuen Design-Details, mit neuer Technik und neuen Komfort-Merkmalen bewegte die Gemüter. Die Atomkraft, die während des Kriegs so Schreckliches in Japan angerichtet hatte, wurde als Energieträger der Zukunft gefeiert. Kein Wunder, dass die Atomkraft auch das Auto antreiben sollte. Hier die drei spektakulärsten Versuche.
Symetric-Arbel war eine französische Automarke. Automobiles François
Arbel wurde 1951 in Paris gegründet. In Zusammenarbeit mit den Brüdern
Loubière begann die Entwicklung von Automobilen. 1958 endete die
Produktion, als auch das Unternehmen aufgelöst wurde. Das einzige
angebotene Modell war eine große Limousine "Symmetric" mit Schiebetüren
und schon Panoramascheiben vorn und hinten. Als Besonderheit waren Front
und Heck nahezu symmetrisch. Für den Antrieb sorgten Elektromotoren in
den vier Rädern. Dazu gab es einen Generator, der von einem Simca-Motor
betrieben wurde. Bei einem Radstand von 3 Metern betrug die
Fahrzeuglänge 5 Meter, die Fahrzeugbreite 1,8 Meter und die Fahrzeughöhe
1,55 Meter.
Der Arbel (auch Loubières, Loubière, Symetrische, Symetric-Paris oder
Arbel-symetrische genannt) war ein
Glasfaser-Körper-Hybrid-Benzin-Elektro-Fahrzeug durch das erzeugte
„Normande Compagnie d'Etudes pour l'Anwendung de Procédés Mécaniques"
als einzelne Modelle von 1951 bis 1953 und wieder von 1957 bis 1959
entstanden. Nur eine begrenzte Anzahl wurden allem für Experimente oder
als Prototypen gebaut.
Erste Version von 1951 bis 1953: Die erste Version wurde von Arbel
Casimir (Casi) André Loubière und einem 43-jährige Autoverkäufer
entwickelt und hergestellt, und von seinem Bruder Maurice, der Inhaber
eines Luftverkehrsgeschäfts, Cosara (Société Transatlantique Aérienne en
Extrême Orient), finanziert in Indochina.
Das Auto wurde als Vierzylinder 1100 ccm 45 PS (34 kW) mit Benzinmotor als
Generator und vier Elektromotoren an der Innenseite der Radnabe konzipiert. Es
wurde aus Glas und Leichtmetall gebaut, wog 1701 kg und hatte Fenster,
die gebogen waren und in das Dach glitten. Es wurde zuerst als Symétrie
auf dem Genfer Autosalon 1951 gezeigt. Es gab aber wenig Interesse
daran.
Das Auto wurde dennoch weiterentwickelt und wieder gezeigt zum 4.
Pariser Autosalon am 23. Oktober 1953. In dieser Zeit erklärte das
französische Kriegsministeriums sein Interesse, denn das Auto hatte nur
ein Pedal, eine Handbremse für Notfälle und kein Getriebe. Der
Karosserie bestand aus Fiberglas. Eine Normalbremsung erfolgte
automatisch, wenn das Fahrpedal nicht betätigt wurde. Loubière fuhr das
Auto in Paris, wo er knapp 100 km/h erreichte. Angeblich war es in der
Lage, eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 160 km/h zu schaffen. Der
Benzinverbrauch lag bei 32 mpg im normalen Fahrbetrieb, knapp neun Liter
auf 100 km. Der Bremsweg lag bei einem Tempo von 100 km/h angeblich bei
weniger als 40 Meter, ein unglaublich guter Wert, verglichen mit den 60
bis 80 Meter für Fahrzeuge der damaligen Konkurrenz. Mit einer
geplanten Jahresproduktion von 1000 Autos sollte der Symmetric 435
britische Pfund kosten.
Die zweite Version 1957-1958: Die zweite Version wurde zwischen 1957 und
1958 gebaut. Sie wurde im März 1958 zum Genfer Autosalon gezeigt. Der
Arbel Symmetric hatte nun ein alternatives Kraftwerk, in der ersten
Version war das ein statischer Gasgenerator mit Dieselöl und in der
zweiten, im Jahr 1958 – möglicherweise nur als Idee, angeheizt von dem
amerikanischen Ford – sollte der Wagen von einem Genatom versorgt
werden, ein 40 KW-Kernthermogenerator mit Patronen aus radioaktivem
Atommüll. Die französische Regierung aber genehmigte die Verwendung von
Kernbrennstoffen nicht und so wurde die Entwicklung nicht fortgesetzt.
1958 zeigte die amerikanische Ford-Corporation eine Reihe von
Concept-Cars, allerdings nicht fahrbereit. Eines davon war der
„Nucleon“, der einen weit vorne liegenden Passagierraum und ein extrem
langes Heck besaß. Dort saß ein Atomreaktor, in dem als Power-Kapsel ein
radioaktiver Kern stecken sollte. Dieser Kern sollte leicht
austauschbar sein. Die Energieversorgung war, je nach Leistungsbedarf,
für bis zu 5000 Meilen (etwa 8000 km) gut. Der Auto-Setup-Reaktor war im
Prinzip wie in einem Atom-U-Boot, nur eben für den Automobil-Einsatz
angepasst. Er wurde entwickelt, um mit der Spaltung von Uran in einen
Dampferzeuger Wärme zu erzeugen, also gespeichertes Wasser in
Hochdruck-Dampf zu verwandeln, der dann verwendet würde, um eine Reihe
von Turbinen antreiben.
Eine Dampfturbine würde Drehmoment liefern, um das Auto zu bewegen,
während eine andere einen elektrischen Generator betreiben würde. Der
Dampf würde kondensiert werden, um dann wieder in Wasser in einem
Kühlkreislauf zurückverwandelt an den Dampferzeuger zu strömen. Solch
ein geschlossenes System würde den Reaktor betreiben, solange spaltbares
Material zu produzieren bliebe. Da das Triebwerk ein austauschbares
Teil sein würde, hätten Eigentümer die Freiheit, eine
Reaktor-Konfiguration auf ihre persönlichen Bedürfnisse zu wählen.
Ausgearbeitet wurde dieses Antriebskonzept allerdings nie. Der Nucleon
blieb ein nicht fahrbereites Modell. Er trug eine säulenlose Front- und
Heckscheibe, das Dach war freitragend. Am Heck waren zwei sehr hohe
Heckflossen angebracht.
Die französische Firma Simca zeigte 1959 in Genf einen Concept-Wagen,
"Fulgur" (= lateinisch: Blitz) genannt. Er trug eine windschlüpfige
Karosserie mit Glaskuppel und hinten einen überdimensionalen Heckflügel
in V-Form, der an Leitwerke von Flugzeugen erinnerte. Die Simca-Designer
planten eine Sprachsteuerung und einer Art Radarüberwachung rundum. Die
Form hatte der französische Designer Robert Opron entworfen. Es war
seine erste Auto-Kreation. Dazu besaß der Fulgur einziehbare
Vorderräder. Der Heckflügel war – theoretisch – so ausbalanciert, dass
der Fulgur ab Tempo 120 km/h dank eines stabilisierenden Kreiselsystems
seine Vorderräder einziehen konnte und nur auf den Hinterrädern fuhr. In
der Waage gehalten sollte die Höchstgeschwindigkeit bei 150 km/h
liegen.
Als Antrieb war im Heck eine von einem Atom-Reaktor getriebene
Dampfturbine vorgesehen. Ähnlich dem amerikanischen Ford Nucleon sollte
der Simca Fulgur gespeichertes Wasser mit Atomkraft zu Dampf erhitzen,
mit dem dann Turbinen getrieben wurden. Nach etwa 5000 km sollte der
Atom-Reaktor, der mit Strontium 82 betrieben, ausgetauscht werden.
Gebaut wurde ein nicht fahrbereites Design-Modell im Maßstab 1:1 und der
Öffentlichkeit gezeigt.
1961 wurde Simca von der amerikanischen Chrysler-Corporation aufgekauft,
die Simca als Baustein für ihre Europa-Filiale „Chrysler of Europe“
nutzte. In den Folgejahren wurde der Aufkleber „Atomkraft – nein Danke“
so populär, dass es sich selbst der Staat nicht erlauben konnte, für
diese Energiequelle sein Okay zu geben.
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