Opel: Blick zurück nach vorn
Mit der jüngsten Konzeptstudie GT X Experimental verweist Opel – etwa mit seiner wie bei Rallye-Kadett und Manta GT/E schwarzlackierten Motorhaube – durchaus ironisch auf die Markenhistorie. Unser Redaktionsmitglied Jens Meiners hat das zum Anlass genommen, auf zwölf der faszinierendsten Nachkriegsmodelle zurückzublicken. Die Auswahl ist streng subjektiv und keineswegs erschöpfend: Es gibt noch sehr viel mehr Pretiosen, die als Inspiration für eine spannende Zukunft dienen können.ampnet - von Jens Meiners
Opel Kapitän P1 – Ein Vorstoß in die Oberklasse: Schon 1938 gab es einen Kapitän, 1953 wechselte der große Opel zur hochmodernen Pontonform, mit durchaus amerikanischen Anklängen. 1958 kam der hier gezeigte P1 mit großen Panoramascheiben vorn und hinten. Der 2,5-Liter-Sechszylinder, eine kultivierte und drehmomentstarke Vorkriegskonstruktion, leistete immerhin 80 PS. Schon nach einem Jahr glättete Opel übrigens die Form.
Opel Commodore A – Sechszylinder für die Massen: Während bei Volkswagen
Mitte der 60er Jahre noch Käfer und Derivate krabbelten, orientierte
sich Opel nach oben. 1966 kam der Rekord C mit aggressiver Form, deren
US-amerikanischer Einfluss sich in Form eines Hüftschwungs
manifestierte. Darauf setzte 1967 der Commodore A auf – mit Leistungen
von 95 bis 150 PS. Sechszylinder waren obligatorisch.
Opel GT – Die kleine Corvette: Der schlanke, schwungvoll gezeichnete
Zweisitzer verkörpert wie kaum ein anderes Auto den Stil der ausgehenden
60er-Jahre; sein Design verschleiert wirksam die Abstammung vom eher
plump wirkenden Kadett B. Für Vortrieb sorgten ein 1,1-Liter-Motor mit
60 PS oder ein 1,9-Liter-Motor mit 90 PS. Gebaut wurde das Modell von
1968 bis 1973. Rund die Hälfte der Produktion ging in die USA.
Opel Diplomat B – Der große Abschied: Die deutsche Fachpresse rümpft ein
wenig die Nase ob der ostentativen und wenig grazilen Formgebung der
großen KAD-Baureihe. In der zweiten Generation, vorgestellt 1969, wird
der Kapitän nur noch ein Jahr lang gebaut, den Einstieg bildet ab 1970
der Admiral, während der Diplomat mit seinen vertikalen Leuchten die
Spitze im Opel-Programm abbildet. Topmotorisierung ist ein 230 PS
starker 5,4-Liter-V8 von Chevrolet, für deutsche Autobahnen standfest
gemacht. Das aufwendige Fahrwerk erntet viel Lob. Die Verkaufszahlen
bleiben niedrig – und die Baureihe ab 1977 ohne direkten Nachfolger.
Opel Rekord D – Italienischer Stil: Auf den erfolgreichen Rekord
C/Commodore A folgen 1971 die fast italienisch anmutenden
Schwestermodelle Rekord D/Commodore B. Die Formgebung und die aufwendige
Umsetzung wurden maßgeblich vom Manager Bob Lutz beeinflußt. Die
Motorisierungen reichen bis zum 160 PS starken Commodore GS/E, den es
als Limousine und als Coupé gibt.
Opel Manta B – Sportler mit Imageproblemen: Auf die elegante erste
Generation des Manta folgt 1975 der deutlich gewachsene Manta B – mit
flacher Schnauze und tiefliegenden Kühllufteinlässen. Die Motorenpalette
reicht zunächst bis zum 105 PS starken GT/E, unzählige Manta erfahren
unter den mehr oder weniger kundigen Händen der Tunerzunft weitere
Leistungssteigerungen und (pseudo-)aerodynamische Verbesserungen.
Gleichzeitig fährt das Image der Baureihe in den Keller, bis mit dem
Streifen “Manta Manta” von 1991 – unter Mitwirkung des Mimen Til
Schweiger – der absolute Tiefpunkt erreicht wird. Inzwischen sind gut
erhaltene Manta B gesucht und werden entsprechend honoriert.
Opel Monza – Innovatives Oberklasse-Coupé: Als der etwas tiefer
angesiedelte Senator 1978 die Nachfolge von Admiral und Diplomat
antritt, stellt Opel ihm ein zweitüriges Fließheck-Coupé mit großer
Heckklappe zur Seite. Der Monza ist gehoben ausgestattet, verfügt über
Sechszylinder-Motoren mit bis zu 180 PS – und wirkt neben den
Konkurrenzmodellen BMW 6er und Mercedes-Benz SLC futuristisch. Kurz nach
dem Facelift 1982 folgt ein sparsamer Vierzylinder als Einstiegsmodell,
während das Spitzenmodell GSE mit Digitalcockpit aufwartet.
Opel Kadett E – Der Golf-Spieler: Während Volkswagen mit dem Golf II im
biederen Heide-Design versinkt und sich der Ford Escort zum Langweiler
wandelt, glänzt Opel 1984 mit dem leichten, schönen und aerodynamischen
Kadett E. Spitzenmodell ist der GSi mit bis zu 150 PS und dem aus
Senator und Monza bekannten digitalen Armaturenbrett. Als Daewoo Nexia
kehrt dieser Kadett in den späten 90er-Jahren noch einmal nach Europa
zurück.
Opel Omega A – Sanft und schnell: Im Aero-Look der späten 80er Jahre
präsentiert sich die erste Generation des Opel Omega; unter der Haube
arbeiten Vierzylinder und die sanften Reihen-Sechszylinder als Zwei-
oder Vierventiler. Den Omega 3000 als Sportversion ziert
zeitgenössisches Spoilerwerk. Gekrönt wird die Baureihe jedoch vom Lotus
Omega mit einem fast 380 PS starken V6-Biturbo. Das teure und
limitierte Modell schafft über 280 km/h.
Opel Lotus Omega mit 3,6-Liter-Twin-Turbo-Motor und 277 kW / 377 PS. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Opel Calibra – Der Aerodynamiker: Der Nachfolger des Manta vollzieht
1989 einen gewaltigen Image-Sprung, und die glatte Form sorgt für einen
cW-Wert von nur 0,26. Mit seinen DE-Scheinwerfern ist der Calibra ein
Trendsetter: Sie sind so schmal, daß Klappscheinwerfer überflüssig
werden. Spitzenmodell ist zunächst ein Vierzylinder-Sechzehnventiler mit
150 PS, später folgen ein klangstarker 2,5-Liter-V6 mit 170 PS und ein
Vierzylinder-Turbo mit 204 PS. Damit erreicht der Calibra sensationelle
245 km/h.
Opel Speedster – Elise mit Kanten: Das Kultauto Lotus Elise kommt Opel
gerade recht, als es 2001 darum geht, die Modellpalette sportlich zu
erweitern. Und so wird man sich mit Lotus einig, ein Derivat aus der
Elise herauszuentwickeln. Auf den etwas einfallslosen Namen Speedster
getauft hat der kantige Opel mehr Charakter als die rundliche Elise. Mit
147 PS ist er außerdem stärker. Brutal: Die nach zwei Jahren
nachgereichte, 200 PS starke Turbo-Variante.
Opel Signum – Kreatives Strohfeuer: Der Vectra C kommt mit drei
Karosserieformen auf den Markt, und auf die verlängerte Plattform des
Caravan setzt Opel 2003 schließlich als Spitzenmodell den Signum. Er
tritt als Raumlimousine auf, es gibt auf Wunsch hintere Einzelsitze und
eine voluminöse Kühl- und Multifunktions-Box, mit der man ihn zum
rollenden Büro umwandeln kann. Sogar der mächtige Opel-Gewerkschafter
Klaus Franz geizt nicht mit Lob für das neue Modell. Auf dem Markt
helfen die Solidaritätsbekundungen nichts: Der bis zu 250 PS starke
Signum bleibt selten – und ohne Nachfolger.
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