Exklusiv: Er läuft und läuft seit 52 Jahren und ist jetzt schöner denn je
Ihren ersten Volkswagen kaufte Kathleen Brooks aus dem kalifornischen Riverside, eine Autostunde östlich von Los Angeles gelegen, im Dezember 1966. Den roten Käfer taufte sie liebevoll auf den Namen „Annie“ und schloss ihn von Anfang an in ihr Herz. Seit jener Zeit nutzte sie Annie tagtäglich und legte mit ihr in 52 Jahren die stolze Strecke von 350 000 Meilen zurück, umgerechnet fast 565 000 Kilometer, also 14-mal rund um den Globus. Und immer noch hält Kathleen ihrer Annie die Treue.
Kathleen Brooks hat ihrem VW Käfer von 1966 den Namen „Annie“ gegeben. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
Als vor etwa einem Jahr die US-amerikanische VW-Niederlassung Volkswagen
of America in Herndon/Virginia von Kathleens Liebe zu ihrem Käfer Wind
bekam, beschlossen dort die Verantwortlichen, dem alten Auto eine
außergewöhnliche Verjüngungskur zu verpassen. Die sollte dort über die
Bühne gehen, wo bis 2003 der VW Käfer und später unter anderem der New
Beetle und der Jetta produziert wurden, nämlich im mexikanischen Puebla,
rund 150 Kilometer östlich von Mexiko-Stadt. Ein Team von 60
Mitarbeitern und Azubis kümmerten sich elf Monate lang intensiv um Annie
und versetze sie nicht nur in ihren ursprünglichen Zustand, sondern
spendierten der alten Dame ein paar außergewöhnliche Besonderheiten wie
zum Beispiel Weißwandreifen. Kurz vor Weihnachten durfte Kathleen jetzt
endlich ein Wiedersehen mit Annie feiern.
Kathleen Brooks iN ihrem VW Käfer von 1966 vor der Restaurierung. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
„Uns kommen oft Geschichten von begeisterten Käfer-Besitzern zu Ohren“,
erzählt Derrick Hatami, Vizepräsident für Vertrieb und Marketing von
Volkswagen of America. „Aber die Story von Kathleeen und Annie war etwas
ganz Besonderes, da mussten wir was tun – nicht zuletzt wegen Kathleen
selbst. Mit dem Käfer hat unsere Geschichte in den USA begonnen. Aber
dieser hier ist nicht nur ein gewöhnlicher Käfer, er ist vielmehr für
Kathleen ein Familienmitglied geworden. Nachdem jetzt unsere Mitarbeiter
mit ihm viel Zeit verbrachten, haben auch sie ihn lieb gewonnen.“
„Annie“ wird restauriert. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
Mrs. Brooks kümmert sich beruflich um Brustkrebs-Patientinnen und war
selbst dreimal von dieser schlimmen Krankheit betroffen. Sie berichtet,
dass Annie mehr als fünf Jahrzehnte lang Gesprächsstoff für sie und
andere Käfer-Fans geliefert habe, und immer sei ihr Auto für sie da
gewesen: „Wir sind uns beide ziemlich ähnlich. Auch sie ist in die Jahre
gekommen und hat ein paar Beulen. Der Lack ist ab, und Rost macht sich
an allen Ecken und Enden breit. Aber wissen Sie was? Sie läuft und läuft
und läuft“, lacht sie. „Und wenn ich mich so wie bisher um sie kümmere,
wird sie auch weiter laufen.“
„Annie“ wird restauriert. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
Doch Anfang 2018, kurz bevor sich VW der betagten Annie annahm, stand es
wirklich schlecht um den Gesundheitszustand des alten Käfers. Die
Bodenplatte war durchgerostet, Fahrwerk, Federung, Getriebe und
Kabelstränge pfiffen auf dem letzten Loch. Das Restaurierungs-Team in
Puebla bekam ganze Arbeit. Elf Monate gingen ins Land, bis rund 40
Prozent von Annies Teilen ersetzt und 375 Dinge restauriert waren –
inklusive der Aufkleber, die Kathleen Brooks im Laufe der Jahre an
Karosserie und Glasflächen angebracht hatte. Um die verblasste und
stumpf gewordene Lackierung originalgetreu wieder herstellen zu können,
orientierten sich die Restaurateure an der Farbe im Inneren des
Handschuhfachs. Zuvor nahmen sie das Auto völlig auseinander und
sandstrahlten sämtliche Blechteile.
„Annie“ ist restauriert und schöner als jemals zuvor. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
Zusätzlich erhielt der Oldtimer manches Teil, von dem ein 1966er Käfer
noch nicht einmal träumen konnte: Scheibenbremsen, ein Getriebe auf dem
technisch jüngsten Stand, neue Kabelbäume und eine bessere Federung zum
Beispiel. Eine Besonderheit ist das Radio. Das sieht zwar von außen so
aus wie das Original von damals, war jedoch im Innenleben mit Stereo und
Bluetooth auf dem Stand von heute. Der Motor wurde bis auf die kleinste
Schraube zerlegt, gereinigt und völlig neu aufgebaut. Sogar die Sitze
erhielten mit den Schriftzügen „Annie“ und „Kathleen“ eine persönliche
Note.
„Unser Ziel war es keinesfalls“, sagt Projektmanager und Mechatroniker
Augusto Zamudio, "einen Käfer in Museumsqualität zu schaffen, sondern
Annie in einen Zustand zu bringen, so dass Kathleen sie noch viele Jahre
fahren und genießen kann."
„Annie“ nach der Restaurierung. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
„Als Annie ankam, haben unsere Teammitglieder schnell die Verbindung
verstanden, die Kathleen mit ihrem Auto hat, und haben dieses Projekt
mit ganzem Herzen verfolgt", erklärt Steffen Reiche, Chef von Volkswagen
in Mexiko. „Die Restaurierung dieses Wagens stellte uns vor eine Reihe
von Herausforderungen.“ Doch die Anstrengungen haben sich gelohnt. Kurz
vor Weihnachten erhielt die restlos glückliche Kathleen Brooks ihre
Annie als vorzeitiges Geschenk zurück – perfekter als sie jemals war,
auch 1966 nicht.
Text: ampnet/Hans Robert Richartz
Kathleen Brooks unterwegs in ihrer frisch restaurierten „Annie“. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen of America
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