Rétromobile: Fiat würdigt das Wirken von Abarth
Fiat feiert auf dem heute beginnenden „Salon Rétromobile“ in Paris (–10.2.2019), einer der größten europäischen Messen für Oldtimer, 70 Jahre Abarth. Aber auch Exponate anderer Konzernmarken zeigt die Klassikabteilung von Fiat Chrylser (FCA). Im Mittelpunkt stehen legendäre Oldtimer, die entweder nur in geringer Stückzahl oder sogar als Einzelstücke gefertigt wurden: ein Alfa Romeo 750 Competizione aus dem Jahr 1955, ein von Abarth speziell für Rekordfahrten präparierter Fiat 500 (1958) und ein Lancia Rally 037 (1982). Sie werden begleitet vom Abarth 1000 Monoposto, mit dem Firmengründer Carlo Abarth persönlich 1965 den 100. Rekord für seine Marke erzielte.
1949 gründete Carlo Abarth sein Unternehmen und wählte als
unverkennbares Logo sein Sternzeichen, den Skorpion. Er konzentrierte
sich auf die Konstruktion von Rennfahrzeugen und die Entwicklung von
Tuningkomponenten für die zu der Zeit weit verbreiteten Serienautos. Ab
1950 beschäftigte sich Abarth mit Fahrzeugen der Marke Fiat. Er
konstruierte Tuningversionen von Großserienmodellen, die in der Lage
waren, Geschwindigkeits- und Langstreckenrekorde aufzustellen. Zu dieser
Zeit entwickelte Abarth außerdem Tuningkomponenten für Serienfahrzeuge
der Marke Alfa Romeo und konstruierte einmalige Prototypen.
Carlo Abarth verwandelte auch Fiats Volkswagen, den 1957 erschienenen
500 in ein Rekordfahrzeug. Er steigerte die Leistung des kleinen
Zwei-Zylinder-Motors auf 26 PS (19 kW), was eine Höchstgeschwindigkeit
von 118 km/h ermöglichte. Ein so getunter Fiat 500 spulte auf der
Rennstrecke in Monza eine Dauerfahrt über 168 Stunden ab und stellte
dabei sechs internationale Rekorde auf. Abarth trug damit zweifellos
dazu bei, dass sich der Fiat 500 zu einem der berühmtesten Autos in der
Automobilgeschichte entwickelte. FCA Heritage zeigt in Paris exakt
dieses Rekordfahrzeug, das auch der erste Fiat 500 war, den Abarth
jemals tunte. Das Auto hat eine gründliche Restaurierung durchlaufen und
präsentiert sich jetzt im selben Zustand wie 1958.
Im Alter von 57 Jahren, einige Zeit nach Beendigung seiner aktiven
Karriere als Rennfahrer, lockte Abarth vor allem die Aussicht,
persönlich den insgesamt 100. Rekord für seine Marke aufzustellen. Um
ins einsitzige Cockpit des vom ihm konstruierten Abarth 1000 Monoposto
zu passen und außerdem das Einsatzgewicht so gering wie möglich zu
halten, musste Abarth allerdings abnehmen. Tatsächlich schaffte er es
durch eine strenge Diät – angeblich bestehend nur aus Äpfeln – rund 30
Kilogramm zu verlieren. Die Mühe sollte sich lohnen. Im Oktober 1965
stellte Abarth am Lenkrad des windschnittigen, von einem Motor mit nur
einem Liter Hubraum angetriebenen Prototypen neue Rekorde über die
Viertelmeile sowie auf der 500-Meter-Distanz in der Klasse G auf. Er
schlug dabei die starke Konkurrenz aus den Häusern Porsche und BMW. Der
Abarth 1000 Monoposto basierte auf einem von Abarth entwickelten
Formel-2-Renner aus dem Vorjahr, den er vor allem in puncto Aerodynamik
durch eine geänderte Front und eine Windschutzscheibe optimierte. Als
Antrieb diente ein Motor mit 982 Kubikzentimetern Hubraum, ausgerüstet
mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei 40er Weber-Doppelvergasern.
Die Geschichte rund um die Partnerschaft zwischen Carlo Abarth und Alfa
Romeo, die schließlich zum 750 Competizione führte, wurde lange geheim
gehalten. Ursprüngliches Ziel war es, auf Basis der Alfa Romeo Giulietta
(interner Modellcode 750) einen Sportwagen zu entwickeln, mit dem die
Marke in den Rennsport zurückkehren konnte, den sie nach den beiden
gewonnenen Formel-1-Weltmeisterschaften 1950 und 1951 verlassen hatte.
Abarth, der die Motoren von Alfa Romeo schon immer bewundert hatte,
belieferte die Marke bereits mit Tuningteilen für Serienfahrzeuge. Für
das Projekt „750 Competizione“ konstruierte er ein Chassis, das
Ähnlichkeiten zu seinem früheren Rennwagen 207/A aufwies. Die Karosserie
wurde bei Designer Mario Boano, einem Meister seines Fachs, in Auftrag
gegeben. Als Antriebsquelle diente ein aus Aluminium gefertigter
Vierzylinder, der mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei
Zündkerzen pro Zylinder reinste Renntechnologie verkörperte. Der Hubraum
betrug 1488 Kubikzentimeter.
Der 750 Competizione wurde erfolgreich getestet, die Aerodynamik erwies
sich als wirkungsvoll. Dennoch stoppte Alfa Romeo das Projekt in dem
Moment, in dem auch die Rückkehr in den Motorsport auf Eis gelegt wurde.
So blieb der jetzt auf dem „Salon Rétromobile" von FCA Heritage
gezeigte 750 Competizione ein Einzelstück, dessen Design sich deutlich
von anderen Alfa Romeo dieser Zeit unterscheidet.
Die Zusammenarbeit zwischen Abarth und Lancia, die sich bis Mitte der
1950er Jahre auf einige leistungssteigernde Komponenten für Motor und
Fahrwerk der Aurelia B20 beschränkte, intensivierte sich nach der
Übernahme von Abarth durch Fiat. Abarth war fortan die offizielle
Rennabteilung des Konzerns, zuständig für alle Marken. Das
Entwicklungsprojekt Abarth SE037 war schließlich der Startpunkt für eine
einzigartig erfolgreiche Zeit von Rallyefahrzeugen der Marke Lancia.
Der schließlich Lancia Rally 037 genannte Renner, dessen
Karosseriedesign von Pininfarina stammte und dessen Mechanik von Abarth
konstruiert wurde, ersetzte den in die Jahre kommenden Weltmeisterwagen
Fiat 131 Abarth Rally. Lose basierend auf dem Mittelmotormodell Lancia
Beta Montecarlo, war der 037y mit einem Zwei-Liter-Motor von Fiat
ausgerüstet. Das Doppelnockenwellentriebwerk produzierte in
Serienversion 205 PS (151 kW). Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 220
km/h, beim Sprint aus dem Stand auf 100 km/h vergingen weniger als
sieben Sekunden. Um die Zulassung zum Motorsport in der Gruppe B zu
erhalten, mussten mindestens 200 Serienexemplare gefertigt werden. Das
auf der Pariser Messe stehende Fahrzeug ist eines dieser
Homologationsmodelle.
Die Wettbewerbsversion des Lancia Rally 037 erlebte ihre Premiere bei
der Rallye Costa Smeralda im April 1982. Im folgenden Jahr startete
Lancia damit offiziell in der Weltmeisterschaft und begann die Saison
1983 mit dem Sieg von Walter Röhrl bei der Rallye Monte Carlo. Lancia
gewann in jenem Jahr die Marken-Weltmeisterschaft, die
Europameisterschaft und das nationale Rallyechampionat.
Ein Beispiel für die Initiative „Reloaded by Creators“ der
Heritage-Abteilung ist ein Alfa Romeo 8C Spider (2010). Der ursprünglich
in einer Auflage von lediglich 500 Exemplaren gebaute Roadster wurde
jüngst in den Werkstätten von Alfa Romeo Classiche überholt,
anschließend mit einem Echtheitszertifikat versehen und steht zum
Verkauf. Den Bogen zur Gegenwart schlagen in Paris das neue Sondermodell
Abarth 124 GT „70th Anniversary" und der Alfa Romeo Giulia
Quadrifoglio.
Text: ampnet/jri
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