Im Rückspiegel: Auch in den USA ein Renner – 50 Jahre Ford Capri (2)
Auch 50 Jahre nach seinem Erscheinen hat für viele Autofans der Ford Capri nichts von seiner Strahlkraft verloren. Seine internationale Publikumspremiere gab das Auto im Januar 1969 auf dem Brüsseler Automobilsalon und wurde noch im gleichen Monat in der Bonner Beethovenhalle der deutschen Fachpresse vorgestellt, ehe er im Februar des Jahres auf den Markt kam.
Nach über einer Million Exemplaren in fünf Jahren folgte 1974 kurz nach
der Ölkrise der Nachfolger Capri II. Mit großflächigen, in die
Karosserielinie einbezogenen Rechteck-Scheinwerfern samt integrierten
Blinkleuchten sowie glatten Oberflächen und einer geradlinig
durchgezogenen Stoßstange vermittelte er mehr Sachlichkeit und Klarheit.
Schlanke, weit nach hinten gezogene Seitenfenster streckten zudem den
Aufbau und ließen ihn graziler wirken, während Details wie die kleine
Erhebung auf der Motorhaube oder ein schwarzer Frontgrill die Baureihe
mit sportlichen Akzenten weiter aufwerteten.
Das Grundkonzept der Formensprache und der Proportionen mit langer
Motorhaube, niedriger Dach- und Gürtellinie sowie kurzem Heck blieb
natürlich erhalten. Ford-Chefdesigner Uwe Bahnsen hatte ganze Arbeit
geleistet, das Werk seines Vorgängers mit Know-how und
Fingerspitzengefühl weiterentwickelt. Auch bei der Interieurgestaltung,
für die Ford in England verantwortlich zeichnete, hatten Designer und
Ergonomen Hand angelegt und entsprechend den äußeren Formen Cockpit und
Armaturenträger optisch geglättet. Für mehr Komfort und Seitenhalt waren
zudem sportlich konturierte „Schalensitze“ – so nannte man die dezent
skulpturierten Sitze damals tatsächlich – eingebaut worden.
Technisch hatte der Ford Capri II ebenfalls nachgelegt. Fahrern, die
nicht eigenhändig im voll synchronisierten Getriebe herumrühren mochten,
konnten ein neues, speziell auf Wagen im Europaformat zugeschnittenes
Automatikgetriebe wählen. Eine spurverbreiterte Hinterachse sowie
überarbeitete Feder- und Dämpferabstimmungen verbesserten mit der
Straßenlage auch den Spaßfaktor. Bis zur 2,3-Liter-Version musste sich
der Ford Capri allerdings mit einer eher schmächtigen 165 SR
13-Besohlung begnügen, beim Drei-Liter waren immerhin 185/70er-Reifen
aufgezogen.
Das Motorenprogramm der zweiten Capri-Generation entsprach weitgehend
dem der ersten. Den Part des 1,3-Liter-Einsteigers übernahm zunächst das
aus dem Ford Escort bekannte OHV-Triebwerk mit 55 PS, das aber kurz
darauf gegen eine Normalbenzin konsumierende Version mit 54 PS
ausgetauscht wurde. Die nächsthöheren Stufen in der Leistungshierarchie
besetzten die bekannten 1,6-Liter-Aggregate mit 68, 72 und 88 PS,
während der 2600 GT aus dem Programm genommen wurde. Leistungshungrige
bekamen zwei Sechszylinder geboten: eine 108 PS starke 2,3-Liter-Version
und den 3,0-Liter-„Essex“-Motor mit 138 PS.
Zudem wurde die Alltagstauglichkeit des sportlichen Kölners gesteigert.
Größere Fensterflächen sorgten für mehr Übersichtlichkeit und eine
Heckklappe ersetzte das frühere Kofferraum-Deckelchen. Die Scharniere
hatten die Ingenieure dabei so platziert, dass die fließende Linie der
Karosserie nicht gestört wurde. Ab Werk rollte der Capri auf
Stahlgürtelreifen, mit Stabilisatoren, Scheibenbremsen,
Bremskraftverstärker, heizbarer Heckscheibe und Scheibenwaschanlage zum
Kunden. Als erster Automobilhersteller auf dem deutschen Markt
verdoppelte Ford zudem die Neuwagengarantie auf ein Jahr oder 20 000
Kilometer.
1975 legte Ford die limitierte, von Capri-Kennern kurz „JPS“ genannte
Sonderserie „John Player Special“ auf, die im Stil der damaligen Lotus
Formel-1-Boliden ganz in Schwarz und Gold gehalten war. Dass dazu jeder
Käufer ein nummeriertes Zertifikat erhielt, trug ebenfalls dazu bei,
dieses Modell zum begehrten Sammlerobjekt zu machen.
Im Mai 1976 wurde die Capri-Modellpalette neu geordnet. Außer
Modifikationen an der Ausstattungsstruktur und bei Innenraumdetails
ersetzte ein 2,0-Liter-V6-Motor mit 90 PS die 88 PS starke
1600er-Version. Als Ersatz für die bisherige GT-Variante kam der Capri S
neu ins Spiel, laut Hersteller „ein Leistungssportler mit der Vernunft
eines Ford“ und „frei von schillernder Zierde“, der mit seinem
3,0-Liter-V6 in 8,9 Sekunden von null auf 100 km/h spurtete und bis zu
198 km/h schnell war. Neue Styling-Elemente wie der markante
Frontspoiler und ein Beifahrer-Außenspiegel rundeten das
Erscheinungsbild des S ab – der nicht nur mit dem Top-Triebwerk zu haben
war, sondern auch mit den kleineren, 90 und 108 PS starken
2,0-Liter-V6-Motoren. Die Produktion in den englischen Werken Halewood
und Dagenham wurde in jenem Jahr eingestellt, gebaut wurde der
Volkssportler nur noch in den deutschen Werken Köln und Saarlouis.
Auch in den USA konnte sich der Ford Capri übrigens behaupten. Im Revier
seines amerikanischen Vetters Mustang stieg er zeitweise hinter dem VW
Käfer zum zweitbesten Importmodell auf.
Text: ampnet/jri
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